Publikationsgeschichte
Der ursprünglich auf Englisch verfasste Roman, den Vicki Baum 1942 unter dem Titel Marion Alive im New Yorker Verlag Doubleday publiziert hatte, kam im selben Jahr in einer anonymen deutschen Übersetzung heraus. Wie erst 2023 durch Forschungen zu österreichischen Übersetzer*innen im Exil bekannt geworden ist, wurde der Text durch den Buchgestalter und Übersetzer Justinian Frisch (1879–1949) ins Deutsche übertragen (vgl. Kremmel 2023, 188f.). Frisch wurde in der Ausgabe von Bermann-Fischer als verantwortlich für die Ausstattung des Buches angeführt und arbeitete bereits seit 1936 für den Verlag.
1951 veröffentlichte der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch eine zweite deutsche Übersetzung von Marion Alive, die das Übersetzerehepaar Fritz und Li Zielesch unter dem Titel Marion erstellt hatte (Baum 1951b). Diese Übersetzung war Grundlage für einige Neuauflagen des Romans (u. a. ab 1965 bei Droemer Knaur und ab 1969 im Münchner Verlag Heyne; vgl. Nottelmann 2002, 364f.). Außerdem wurde der Roman ins Rumänische, Ungarische, Schwedische, Hebräische, Finnische, Niederländische, Polnische, Isländische und Bulgarische übersetzt (vgl. Nottelmann 2002, 365).
Der US-amerikanische Verlag Doubleday hatte zuvor schon andere Texte Baums in Übersetzungen herausgebracht, darunter ihren Erfolgsroman Menschen im Hotel (1929) in der englischen Übersetzung von Basil Creighton (Grand Hotel 1931). Da Creighton jedoch nicht im erwünschten Ausmaß als Übersetzer zur Verfügung stand und Übersetzungsaufträge u. a. an Margareth Goldsmith oder Ida Zeitlin nicht die erwünschte Qualität erreicht hatten (vgl. Ziegfeld 1981, 145f.), begann Baum selbst auf Englisch zu schreiben. Ihre sprachliche Leistung dabei ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass Baums Sprachkenntnisse 1931 noch so schlecht waren, dass der Autorin bei ihrem ersten Besuch in New York nahegelegt wurde, keine Interviews zu geben (vgl. Ziegfeld 1981, 147).
Briefwechsel mit dem Verlag Doubleday
Bereits vor ihrem ersten, auf Englisch verfassten Roman The Ship and the Shore (1941), der ebenfalls von Frisch ins Deutsche übersetzt worden ist (vgl. Baum 1951a), schrieb Baum ab 1940 an Marion Alive. Die Korrespondenz mit Malcolm Johnson, dem Vizepräsidenten von Doubleday, belegt, wie er sie zur Weiterarbeit an diesem Text ermunterte: „God knows how it will sell, but sales aside, I know the book is good.“ (Brief Johnson an Baum, 26.9.1940, AdK, Nr. 134) Johnson wollte das Buch gut vermarkten und Baum ausreichend Zeit für die Fertigstellung lassen (vgl. Brief Johnson an Baum, 14.2.1941, AdK, Nr. 134), mit dem Roman erwartete er „a major work of great importance“ (Brief Johnson an Baum, 3.4.1941, AdK, Nr. 134). Dokumente im Archiv der University of Albany belegen finale Korrekturen Baums an der ersten publizierten englischsprachigen Fassung (vgl. Marion Alive corrections, VBP, Box 1, Folder 10).
Desiree Hebenstreit
Siglen
- AdK - Akademie der Künste, Berlin, Vicki-Baum-Archiv
- VBP - Vicki Baum Papers, 1929–1959. M. E. Grenander Special Collections & Archives, University of Albany, State University of New York
Literatur
- Baum 1951a - Vicki Baum: Die fremde Nacht. Roman [The Ship and the Shore 1941]. Übers. v. Justinian Frisch. Wien 1951.
- Baum 1951b - Vicki Baum: Marion. Roman. Übers. v. Fritz und Li Zielesch. Köln und Berlin 1951.
- Kremmel 2023 - Stefanie Kremmel: Justinian Frisch. In: Österreichische Übersetzerinnen und Übersetzer im Exil. Hg. v. ders. u. a. Berlin 2023, 171–196.
- Nottelmann 2002 - Nicole Nottelmann: Strategien des Erfolgs. Narratologische Analysen exemplarischer Romane Vicki Baums. Würzburg 2002.
- Ziegfeld 1981 - Richard E. Ziegfeld: The Exile Writer and His Publisher: Vicky Baum and Doubleday. In: Deutsche Exilliteratur. Literatur der Nachkriegszeit. Akten des III. Exilliteratur-Symposiums der University of South Carolina. Hg. v. Wolfgang Elfe u. a. Bern 1981, 144–153.
